3 Tage Pässekarussel in den Alpen, 930 gefahrene Kurvenkilometer und jede Menge Spass gehabt, so könnte es man es in Kürze umreissen. Jetzt aber mal von Anfang an:

Freitag mittag auf Achse zu Frank nach Mainz, dann gemeinsame Anreise mit Auto und Hänger nach Wassen vorm Gotthard. Strömender Regen, die Frisur hält 😉 Wir hören im Radio die Nachrichten von starken Unwettern, der Gotthardtunnel ist verschüttet, Touristen sitzen fest und zwei wahnsinnige Baghi-Fahrer wollen Pässekarussel fahren. Ob das gut geht?

Samstag morgen – es ist kühl, leicht verhangen, aber trocken! Frank, der sich als der Mann mit dem Wetterhändchen entpuppt, schlägt vor, erst Richtung Osten zu fahren.
Oberalppass Richtung Chur, Julierpass, über den Albulapass wieder nach Norden Richtung Davos, Flüelapass und Ofenpass. Auf dem Ofen fängt es vielen sonnigen Abschnitten leicht an zu nieseln und wir erfahren auf der Passhöhe beim Regenklamottenanziehen, dass das Stilfserjoch wegen irgendwelcher Sch**ssradfahrer gesperrt ist. Elendigliches Gelumps, das! Auch der Umbrail ist ne Sackgasse, wo ich mich doch schon auf ein wenig Schotter gefreut hatte, um Frank endlich mal herbrennen zu können! Auf der Strasse hatte ich da nämlich überhaupt gar keine Chance – nicht mal dranbleiben war drin! Tja, etliche Jahre Renntrainings zeigen ihre Wirkung… Aber zurück zur Tour: Wir beschlossen, durch den Tunnel rüber nach Livigno zu fahren, und uns dort ein Quartier zu suchen. Nach 315 km wurde es dafür dann auch Zeit.

Sonntag morgen – wir lassen uns viel Zeit mit dem Frühstück. Es hat die ganze Nacht gewittert und geschüttet wie aus Eimern. Frank schlägt vor, Richtung Comer See zu fahren und zu schauen, wie dort das Wetter ist. Wir packen uns in die Regenklamotten und fahren Richtung Bernina Pass. Und dort scheint die Sonne wieder – hüpf! Geile Sache, aus den Regensachen raus und den Pass raufgebrannt, so muss das sein! In Sankt Moritz ist es bedeckt und ziemlich kühl, aber als wir den Malojapass (geiles Teil) hinter uns gelassen haben, empfängt uns das warme mediterrane Klima Italiens mit strahlendem Sonnenschein. Wir hören von anderen Moppedtreibern, dass es am Comer See 28 Grad sind. Alles klar – ab die Post! Ich schlage vor, einen Abstecher von Morbegno in die Bergamasker Alpen zu machen und uns von dort aus durch das Hinterland zum Lago di Como zu schlagen. Morbegno, Passo San Marco, San Giovanni Bianco, Culmine S. Pietro, Moggio. Traumhaft! Irre kleine, total verwinkelte Strassen, wie oft nur ein paar Meter geradeaus, wilde Schluchten. Frank ist wie von Sinnen und prügelt die Supermoto gnadenlos durch die Outdoor-Kartbahn 😉 Auch meine Baghi kriegt die Sporen und auch ich geniesse den Kurvenrausch. Nachdem wir ein Quartier gefunden haben, geht es noch auf ne Abendrunde zum Comer See – ein traumhaftes Panorama entschädigt uns für das schmerzende Hinterteil – wieder waren es 300 Kurvenkilometer!

– Ausblicke vom Passo San Marco –

Montag, Abreisetag. Das Wetter ist umgeschlagen, der Himmel ist grau, aber es ist trocken. Ich schlage eine kleine, in der Karte dünn grau eingezeichnete Strasse zum Comer See vor. Kaum Autobreit windet sich das holperige Strässchen durch eine wilde, rauhe Landschaft zum See. Es folgt der Splügenpass (die Sonne hat uns wieder!) und der San Bernhardino. Auf der Passhöhe wärmen wir uns in der bewirtschafteten Hütte erstmal auf und stärken uns. Ein Jubiläum gilt es schließlich auch zu feiern: Kurz hinter der Passhöhe erreicht meine treue Baghi die 50.000 Kilometer-Marke. Was gibt es schöneres für ein Motorrad, als solch ein Datum in würdiger Umgebung zu erleben? Ich verpasse der Guten ein paar virtuelle Streicheleinheiten und surfe wie im Rausch die Serpentinen runter.
Dann gilt es Kilometer fressen: Über Bellinzona geht es zum Gotthard zurück. Wir geben uns noch den Nufenen und frieren auf der Passhöhe wie die Schneider. Der Atem ist deutlich zu sehen und wir schätzen so 5 Grad Celsius. Der Furka empfängt uns auf der Südseite mit Sonne – wir tanken Wärme auf, die wir auf der Nordseite aber auch dringend benötigen. Im Nebel und bei Nieselregen geht es nach Wassen hinunter. Die Baghis kommen auf den Hänger, und wir fahren im geheizten Auto bequem zurück. Nach nur 5 Stunden sind wir in Mainz und ich fahre dann noch 1 h nach Koblenz weiter, wo ich gegen 1 Uhr eintreffe. Jetzt reicht´s aber!

Fazit: Ein Auto mit Hänger ist ne geile Sache, Baghira´s sind Kurvenmonster und Bella Italia hat den Namen nicht umsonst verdient!