Angeregt durch die vielen positiven Berichte auf Thumpertalk über Trialreifen im Enduroeinsatz habe ich mir 2007 einen Pirelli MT43 gekauft, um es selbst mal mit der WR250F auszuprobieren.

Vorab eine kleine Zusammenfassung aus TT:
1) Trialreifen funktionieren großartig auf technischem Terrain wo es viel Traktion braucht, z.B. schwierige Trails sowie loser, sandiger oder felsiger Boden. Je schwieriger das Gelände, desto besser sind die Reifen. Im Schlamm geht es auch, aber lehmiger, klebriger Boden setzt das Profil schon mal zu.
2) Mit Trialreifen kriegt man leichter nen Platten, weil die Flanken so weich sind und der Reifen dann auf die Felge durchgedrückt wird. Ausnahme: Der MT43 mit harter Flanke.
3) Luftdruck 0,55 – 0,8 Bar.
4) Trialreifen halten 2-3 mal so lange wie normale Stollenreifen.
5) Trialreifen driften nicht so kontrolliert in die Ecken oder wenn man die Hinterradbremse abrupt zumacht.
6) Trialreifen sind nix für High-Speed.
7) Trialreifen sind nicht für jeden Fahrstil. Wer sehr schnell mit viel Schlupf am Hinterrad fährt, wird die Vorteile kaum bemerken oder erst gar nicht mit so einem Reifen glücklich werden.

Soweit die Theorie, so schaut der Reifen auf meiner WR im Vergleich zum serienmäßigen 130er Enduroreifen aus:
Pirelli MT43

 

 

 

 

 

 

 

Bei der ersten Ausfahrt ging es dann in den Wald, und zwar nicht irgendwelche Wege, sondern quer durch die Bäume Hänge rauf und runter, nasse Schluchten, sumpfige Bäche, Mischwald, Tannenwald. Direkt in der ersten Auffahrt auf Laub mit nassem schlüpfigem Untergrund bin ich hängengeblieben – Reifenprofil zugesetzt. Also erst mal Luft raus und von 0,8 Bar auf 0,6 Bar runter. Schon besser!
In den trockeneren Teilen war ich mit dem Reifen dann zufrieden, bin aber nochmals mit dem Reifendruck auf 0,5 Bar runtergegangen. Grip hatte ich dann damit überall, auch quer im Hang auf Laub.
Fazit: Auf nassem, glitschigem Waldboden funktioniert ein Enduroreifen mit offenem Profil aufgrund der höheren Selbstreinigung besser.

Der MT43 nach 41 km Offroad:
MT43

 

 

 

 

 

 

 

Auf der Balade in Libramont gab es erwartungsgemäß keine Probleme mit dem Trialreifen.
Positiv überrascht war ich im Schlammloch – die meisten Enduristi stürzten sich wild brockenwerfend mit Vollgas rein und blieben teils doch stecken. Ich bin ganz ruhig rein, und hatte Grip, da unter dem Schlamm Steine und Wurzeln waren und das eingesunkene Hinterrad dort Traktion aufgebaut hat.
Auf den schnellen Etappen verhielt sich der Reifen neutral, auch bei starken Bremsmanövern kein Ausbrechen oder ähnliches.

Libramont

 

 

 

 

 

 

 

Sonntags darauf in der Kaul auf trockenem, knüppelhartem Lehmboden mit einer ganz feinen Schicht Staub obendrauf, die es im Wald schön rutschig macht. Grip ohne Ende! Da kommt kein Enduroreifen mit. Musste in den Auffahrten aufpassen, dass ich nicht zu viel Gas gegeben haben, sonst kam das Vorderrad hoch. Auch das nachmittägliche 1h-Enduro bestätigte den positiven Eindruck den der Reifen hier macht.

Im Herbst hatte ich den Reifen dann noch bei einem verlängerten Wochenende in der Toskana drauf. Auf dem harten Boden, den Steinplatten und auch den grobgerölligen Hohlwegen gab es erwartungsgemäß keine Probleme. Vorteile hatte ich erstaunlicherweise in den Hohlwegen, die voller Äste lagen. Da warfen die Stollen-Hinterräder die Äste hintenraus und brachten Unruhe ins Fahrwerk, während ich eine saubere Linie ziehen konnte.

Update 2011:
Ja, ich hab den MT43 immer noch im Einsatz. Da ich mit ihm für feuchte Waldeinsätze nicht so glücklich war, kam er immer nur im Urlaub zum Einsatz. Bis auf Schlammeinsätze kam ich aber sonst mit dem Reifen bestens klar. Habe mir jetzt aber ein zweites Hinterrad gegönnt, damit ich öfters mit nem Trialreifen fahren kann!

Hier mal der MT43 nach 4 Jahren:

MT-43

Hinter sich hat er jetzt:
– 4 Tage Toskana
– 2 x 6 Tage Rumänien
– 3 Baladen in Belgien
– ungefähr 10 Wochenenden in Dreckenach

 

 

 

2011 hatte ich in Rumänien auch den direkten Vergleich: Es sah nach Regen aus und so hatte ich vorsichtshalber das Hinterrad gewechselt und bin mit dem Kyoto 110/100-18 gefahren. Es blieb aber trocken und wie es der Zufall wollte, sind wir den gleichen steilen Weg hochgefahren wie zwei Tage zuvor schon einmal. Der lag voller Steine unterschiedlicher Größe. Mit dem Crossreifen lief die Fuhre deutlich unruhiger und das Hinterrad keilte gerne mal aus – ganz im Gegensatz zum Trialreifen. Da bin ich quasi wie auf Schienen rauf.

Gesamteindruck: Für meinen eher trialmäßigen Fahrstil der optimale Reifen, wenn da nicht gelegentliche Waldeinsätze wären, wo ein Trialreifen im Nassen nicht so sehr taugt. Dank zweitem Hinterrad aber die optimale Lösung. Der Verschleiß ist im Vergleich zu einem Enduro-Reifen sehr gering, sodass sich die Anschaffung des zweiten Hinterrades recht bald amortisiert.
Keinesfalls geeignet ist ein Trialreifen aber für Enduro-Racer – hierfür ist ein Trialreifen nicht gemacht.