Im Herbst 2008 kamen meine beiden Freunde und Vereinskollegen Almuth (Spunk) und Bernd mit der Frage auf mich zu, ob ich für sie den Servicefahrer auf der Tuareg Rallye machen würde. Meine WR könnte ich nach Marokko mitnehmen.

Ich benötigte keine Minute um „JA“ zu sagen!

Anstelle einer organisierten Dünenreise wollten sich die beiden sportlich messen und planten daher die Teilnahme an der einsteigertauglichen Tuareg Rallye.
Das „Spunk Rallye-Team“ wurde gegründet – Freunde, Bekannte und Vereinskollegen halfen bei der Vorbereitung.

Von Links nach rechts: Meiner einer, Bernd, Almuth, Kurt, Schmitti:

Ein Tag vor Abfahrt – aber zum Glück noch eine Woche vor Rallye-Start: Ein Blick auf die noch nicht fertigen Rallye-DRZetten von Almuth und Bernd:

Zwischenetappe in Frankreich – erste Sonne tanken, Fahrzeuge fertigmachen, erster Offroadausflug.

Noch 3 Tage sind es bis zum Rallyestart und wir nehmen die zweite 1000 km Etappe mit dem Bus nach Mojacor an der spanischen Küste in Angriff. Am späten Abend kommen wir auf unserem Campingplatz an – der nächste Tag dient dem letzten Fahrzeugcheck, ehe es ernst wird.

Ankunft in Almeria – der Rallyetross sammelt sich, technische Abnahme, Briefing, auf die Fähre.

1. Rallyetag: Nador nach Missor

Die Wege von Almuth, Bernd und mir trennen sich. Die beiden starten ab Zollstation Nador in Wertung, während ich mich mit dem LT samt Anhänger auf den Weg über Strasse zum Hotel Baroudi in Missor mache. Dort ist Sammelpunkt für alle.

Der Verkehr in Nador ist superchaotisch. Alles fährt kreuz und quer, irgendjemand wird ja schon aufpassen. Allah sei mit uns! Endlich bin ich raus aus der Stadt und dann warten solche Ausblicke auf einen:

Nach 7 Stunden habe ich die 400 km hinter mich gebracht und suche einen etwas ruhigeren Parkplatz beim Hotel Baroudi. Schließlich sollen die beiden Kämpfer nachts ruhig im Bus schlafen können! Nach einer Stunde trifft Bernd alleine ein – Almuth ist mit kaputtem Radlager liegengeblieben und wird vom Besenwagen nachgeliefert. Um 22 Uhr um kommt sie endlich an und wir beschließen, das Motorrad am nächsten Morgen zu reparieren, da wir alle todmüde sind. Es ist ja auch nur das Hinterrad zu wechseln, Lufis zu kontrollieren, Kleinkram also. Wecker auf 6 Uhr und um 23 Uhr Licht aus.

Hier noch Bilder von der ersten Motorrad-Etappe:

Leben aus der Kiste

In so einer Kiste, deren Transport natürlich bezahlt werden muss, müssen die Motorradfahrer alles für die 8 Rallye-Tage unterbringen. Alles außer der Ausrüstung wie Helm, Panzer, Stiefel, Enduroklamotten. Diese trägt man schon im Flieger und kommt damit im Hafen von Almeria an.

Die Kisten werden abends nach Ankunft des Service-Trucks abgeladen und erst dann können notwendige Service-Arbeiten begonnen werden. Morgens müssen die Kisten zu einer festen Uhrzeit am Sammelpunkt abgegeben werden.

Da waren wir mit eigenem Service-Car etwas flexibler und hatten es auch etwas komfortabler.

2. Rallyetag: Missor nach Merzouga

Um 6 Uhr raus aus den Federn, bei Almuth das Zweit-Hinterrad mit dem Sandreifen eingebaut, Luftfilter bei beiden gewechselt, Kettencheck, Schraubenkontrolle und zwischendurch ein bisschen frühstücken.

Um 9 müssen die beiden weg, ich räume das Chaos zusammen und mache mich auf den Weg nach Merzouga. Unterwegs muß ich noch Sprit bunkern, da es in Merzouga beim Erg Chebbi keine Tanke gibt. Also den Bus vollgetankt und 110 Liter Benzin für die Mopeten in Kanister gefüllt.

Bilder von der Rallye-Etappe:

Ich bin nach gut 4 Stunden in Merzouga beim Hotel Tuareg:

…und baue unser Camp für die nächsten 4 Tage auf. Ich bin früh dran, kann mir Zeit lassen, ein bisschen quatschen und schauen. Auch mal ganz nett 😉

Almuth und Bernd hingegen müssen heute schuften: Erst geht es über den hohen Atlas und dann kommen die ersten Dünen und verspurten Sandpisten. Erst nach 19 Uhr kommen die beiden rein – ich machte mir schon langsam Sorgen.

Die beiden sind bedient, sprudeln aber über vom Erlebten. Aber die Zeit drängt – um 20 Uhr ist wie immer Briefing für den nächsten Tag. Danach gibt es Abendessen und danach schmeißen wir den Generator an! Es ist dunkel und wir müssen die Motorräder fertig machen. Ich wechsle die Luftfilter, die beiden kleben ihre Roadbooks.

Rallyetage 3 bis 5: Rund um Merzouga

Almuth setzt am Tag 3 aus um ihre Knie zu schonen, Bernd startet alleine in Wertung und ich kann endlich endlich auch mal Moppet fahren!

Alleine – natürlich mit GPS – quere ich den Erg Chebbi einmal komplett an der südlichen schmaleren Seite, erklimme eine raue steinige Anhöhe hinter den Dünen und fahre wieder durch die Dünen zurück. Ein Traum!

Es macht nen Höllenspass, aber ich bin froh, als ich wieder raus bin. Die Navigation ist nicht ohne und auf dem Rückweg habe ich die Sonne im Rücken. Das hat zur Folge, dass die Konturen verschwimmen und alles wie eine ebene Fläche aussieht. Es ist schwierig, Dünenkämme überhaupt zu erkennen, geschweige denn einzuschätzen.

Mein Respekt vor den Rallyeteilnehmern, die sowas den ganzen nächsten Tag, der Kings-Stage haben werden, steigt…

Gegen Abend des dritten Tages kommt Bernd geschafft, aber zufrieden zurück: Er hat gut navigiert und es haben sich deswegen sogar einige vermeintlich Schnellere an ihn drangehangen! Sein Leattbrace hat er auch getestet, bei dem Abflug hat sich auch der GPS-Halter und der Lenkungsdämpfer verzogen – zum Glück ist ihm außer einer Schulterprellung nix passiert…

Tag 4 – „Kings Stage“

Um die 230 km Dünen stehen für die Profis, für die Amateure etwas weniger an. Die Orga warnt deutlichst vor, dass es megahart werden wird. Von 9 bis 17.30 soll der Kampf dauern. Einige aus der Amateurgruppe verzichten von vorneherein, da es über die höchsten Dünen geht, so auch Bernd und Almuth.

Zuerst aber muß Bernds Mopete gerichtet werden:

Danach fahren wir zu dritt in die Dünen spielen, schauen uns aber zuvor das Spektakel des Le Mans Startes an.

Beim Spielen:

Das war eine etwas höhere Düne und ich taste mich mit Respekt an die Kante ran. Schließlich will ich nicht drüber abfliegen. Bernd mit mittlerweile mehr Routine wartet schon oben. Der Sand bremst so stark, dass man beim Gaswegnehmen fast sofort steht.

Bevor die große Mittagshitze einsetzt, machen wir uns auf den Rückweg – es hat immerhin satte 34 Grad! Das ist auch mein Glück, denn am frühen Nachmittag ereilt mich Montezumas Rache und streckt mich für die nächsten 24 Stunden nieder. Mann, ging mir es dreckig :huh: Leider verpasse ich daher mir das Dune-Race am Tag 5 anzuschauen. Es geht mehrere Male rund um die Hausdüne und zum Schluß für die Profis dort ganz hinauf. Almuth und Bernd starten, ich lege mich wieder ins Bett. Zu meinem Glück ist es heute deutlich kühler und der Himmel ist verhangen. Gut für meinen Kreislauf, schlecht für die Rallyeteilnehmer. Denn in den Dünen hat es einen kleinen Sandsturm…

Startpunkt des Dune-Race: Von hier wird in Gruppen gestartet. Es sind diverse CPs zu erreichen, wo man seinen Stempel kriegt. Diese CPs liegen zu aller Freude wieder auf sehr hohen Dünen.

Schaut Euch dieses Bild mal bitte genau an: Die kleinen Punkte oben sind Menschen – da bekommt man mal einen Begriff, was das für eine Monsterdüne ist!

Am frühen Nachmittag (mir geht es langsam besser) trudelt Almuth mit besorgtem Blick ein. Was ist passiert?
Bernd hat beim Erklimmen einer gut 80 Meter hohen Düne zu lange das Gas stehen lassen und ist über den Dünenkamm abgeflogen. Dieses Szenario durfte sich Almuth von unten anschauen :glotz: und ist dann direkt besorgt hinterhergedüst. Bernd kommt Ihr schon entgegen und versucht sein Mopped wieder anzukriegen. Nada. Er verausgabt sich beim Aufheben und ihm wird schlecht – der Kreislauf macht nicht mehr mit.
Almuth versucht die Orga via Handy zu erreichen – kein Netz. Nun ist guter Rat teuer. Zum Glück erkennt ein anderer zufällig vorbeikommender Moppedfahrer die Situation und hat auch noch ein Satellitentelefon dabei! Ein Notarzt mit Jeep macht sich auf den Weg, um Bernd aus den Dünen zu holen, die Zette wird auch geborgen, da sie in der Rallyestrecke liegt.
Bernd trudelt also mitsamt Arzt ein und ist natürlich bedient. Er hat nen netten Abdruck vom GPS-Halter auf seiner Brust, der Halter selbst ist zusammengefaltet (Touratech-Alu). Das Leatt-Brace hat sich heute zum zweiten Male bewährt.

6. Rallyetag: Zurück nach Missor


Houston, wir haben ein Problem! Eins? Nö, gleich mehrere: Bernd ist angeschlagen, seine Mopete auch. Und: Es fängt an zu regnen! Und zwar richtig. Ein Unwetter ergießt sich über den Südosten Marokkos, wie es Jahre keines mehr gab.
Am Mopped draussen schrauben? Unmöglich! Wir stapfen über den total aufgeweichten Hotelplatz zum Abendessen und sehen überall nur ratlose Gesichter. Sowas hat man hier noch nie erlebt.

Wir beschließen, alle Mopeten draussen zu lassen und hoffen auf besseres Wetter am nächsten Morgen. Nix da: Es schifft ohne Unterlass die ganze Nacht durch in derart rauen Mengen, dass wir morgens eine „malerische Seenplatte“ vorfinden.

Auf dem Foto sieht es harmloser aus, als es ist: Der Truck rechts kommt schon von alleine nicht mehr raus.

Wir laden also im strömenden Regen barfuß mit Badeschlappen (wir haben sonst nur noch ein Paar feste trockene Schuhe) die Mopeten ein – weder Bernd noch Almuth wollen heute starten. Bis zum Knöchel stapfen wir im Schlamm rum. Unser Gespann wird anschließend von der Orga mit einem fetten Dakar Truck aus der Mocke gezogen – selbst rauskommen unmöglich!

Wir nehmen noch drei weitere Motorradfahrer mit, die sich diesen Wahnsinn nicht antun wollen.

Warum Wahnsinn fragt Ihr Euch? Darum: Die Profi- sowie die Amateur-Strecke geht am Anfang durch ein paar Queds (eigentlich trockene Flussläufe) die jetzt voller Wasser mit reißender Strömung sind.
Zu Gute halten muß man der Orga, dass sie morgens früh um 5 die Queds ausgescoutet haben. Da waren sie noch trocken. Wenn aber das Wasser kommt, kommt es rasend schnell. Eine Gruppe Motorradfahrer hat versucht ein solches Qued mit niedrigem Wasserstand zu queren und konnte sich grad noch auf eine „Insel“ retten. Dort standen sie dann mehrere Stunden, während das Wasser anfangs immer weiter anstieg. Keine schöne Situation…

Die Orga hat jedenfalls nach den ersten Horrormeldungen sofort reagiert und die Offroad-Etappen abgebrochen. Alle Teilnehmer mußten teils über große Umwege zurück und den Weg nach Missor über Strasse zurücklegen.

Auf dem hohen Atlas gab es dann noch Graupelschauer bei um die 5 Grad. Absolute Scheiße, wenn man da durchnäßt mit dünnen Crossklamotten durchmuß.

Wir nehmen also Pitter, Olaf und Rene von Trail-Trial mit. Zwei weitere Mopped-Fahrer hängen sich an uns dran, wollen zur Sicherheit mit uns im Konvoi fahren.

So sah es unterwegs auf der Strasse aus:

Irgendwie sind dann doch alle heil beim Hotel Baroudi angekommen. Die Orga hatte nun eine besondere Aufgabe: In einem Hotel für 120 Leute müssen 350 Leute untergebracht werden. Denn das Zeltlager war ob der Regenmassen zusammengebrochen. So wurden die Zweibettzimmer mit Matratzen vollgestopft, um alle unterbringen zu können.

Rallyetage 7 + 8: Nador und Almeria

Wir hatten ob des immer noch schlechten Wetters in Missor wieder keine Gelegenheit, Bernds Mopete zu reparieren. Zudem steckten den beiden die Strapazen der Rallye in den Knochen – sowas merkt man ja auch erst nach ein paar Tagen so wirklich. Also verzichteten Almuth und Bernd auch auf die nächste Etappe und fuhren mit mir die Serviceroute im Bus nach Nador. Auch Pitter, dessen Mopete nicht richtig lief, stieg wieder bei uns zu.

Gegen Abend traf sich dann der Rallyetroß wieder im Zoll von Nador, es ging auf die Fähre und zurück nach Spanien. Hier einfach mal ein paar Impressionen von unterwegs:

Am letzten Tag der Rallye in Spanien gab es noch eine kurze Navigationsetappe, bevor der ganze Troß gesammelt im Konvoi zum Hotel einlief. Vorne wie hinten die wild jaulenden Notarztwagen, dazwischen wild am Gas drehende Motorradfahrer. Alle waren glücklich, die Strapazen hinter sich gebracht zu haben.

Siegerehrung vorm Hotel, Burnouts und abends dann noch die Abschlußparty im Hotel.

Ausklang beim Durofrank

Nach der Tuareg-Rallye sind wir noch von Dienstag bis Freitagmorgen beim Durofrank gewesen. War zwar ein Schlenker von 400 km Ein-Weg – aber wenn man schonmal dort unten ist…

Ich war natürlich heiß aufs Endurofahren – Almuth und Bernd haben die Zeit genutzt, sich zu regenerieren und die Moppeds durchzuchecken. Bernds Vergaser war vom Dünenabflug komplett versandet!

Jedenfalls hat es Durofrank geschafft, mich in 3 Fahrtagen komplett fertigzumachen. Am letzten Tag war ich soweit, dass ich diverse Auffahrten verweigerte, so lange Arme hatte ich.

Es war das erste Mal für mich, dass ich mit Guide gefahren bin und Frank macht einen superguten Job. Zu hart – er kennt eine Ausweichmöglichkeit. Zu soft – er legt ne Schippe nach. Er kennt sein Riesen-Areal auswendig und hat dafür sogar eine Genehmigung. Morgens und abends gab es zuhause lecker Essen von Nathalie – Mittags haben wir in einheimischen Lokalen nen Happen zu uns genommen.

Schade dass dieses Enduroparadies so weit weg ist!