Planung

Ich war bis jetzt dreimal in RO, allerdings immer offroad only. Einmal 2005 Enduromania, zweimal 2010 und 2011 mit Fane als Guide. Immer in Borlova. Schon 2010 erwachte der Wunsch, mehr über dieses wunderschöne Land zu erfahren und mehr zu sehen wie es beim sog. Hardenduro möglich ist.

Nun, wo ich wieder ein straßentaugliches Motorrad habe, werde ich mir diesen Wunsch 14 Tage lang erfüllen. Wie letztes Jahr werde ich mit dem Autoreise Nachtzug von Prag nach Kosice fahren. Und dieses Mal auch wieder zurück und im Anschluß einen Tag Prag genießen. Wenn man schonmal da ist…

Ich bin ja eigentlich eher ein Freund vorgebuchter Unterkünfte, aber für Rumänien verkneife ich mir das diesesmal fast komplett. Zum einen weil die Pensionsdichte recht hoch sein soll, zum anderen weil ich soviel zum Anschauen vorgemerkt habe, dass ich einfach nicht weiß, wieviel km ich pro Tag schaffen werde. Auch ob die Transfagarasan offen sein wird, ist noch unklar. Und im Anschluß daran möchte ich schon gerne einen langen Nachmittag / Abend in Sibiu aka Hermannstadt verbringen.

Danach soll es ins Apuseni-Gebirge gehen, wobei wir auch schon bei der Planung wären:
– danke an KTM-Umsteiger aus dem Mimoto-Forum für die Motoplaner-Strecken – die ich teilweise übernehme, aber andersrum fahren werde
http://de.carpathian2wheelsguide.com – Munte Apuseni habe ich mir gekauft und die Beschreibungen und Tracks zum Runterladen sind top- MDMOT Rumänien – da war ich eher enttäuscht. Die GPS-Daten und Bezeichnungen sind kürzelbasiert und lassen sich ohne Buch nicht verwenden. Das, was ich benötigt habe, mußte ich in „sprechende“ Datei-Namen umschreiben. Allgemein sind die Beschreibungen eher rudimentär.

Insgesamt bin ich total gespannt, wie ich Rumänien wiederfinde. Beispielsweise war der Unterschied von 2005 zu 2010 wirklich extrem. In Borlova (ein Sackgassennest) gab es 2010 auf einmal Autoverkehr, Läden und Kneipen. Der Viehtrieb lief aber immer noch des abends durchs Dorf, aber man konnte außerhalb der Pension (Zaharias) auch mal „vor die Tür gehen“.

Zur Planung verwende ich noch Folgendes:
– Basecamp und Garmin Monterra mit City Navigator und der OSM Opentopomap
– TwoNav mit RO Topo 1:100.000, die „Road Map of Transylvania“ 1:400,000 aus dem Dimap-Verlag und die Rumänien Moldau 1:600.000 von bsmap.de – alle 3 in digitaler Form.
– den Rumänien Reiseführer aus dem Michael Müller Verlag von Diana Stanescu als Kindle-Edition
– den Reise Know-How Sprachführer Rumänisch – Wort für Wort: Kauderwelsch


Letztes Jahr bin ich die 600 km von Bonn nach Prag mit der Transalp über Landstrasse gefahren. Dauert halt recht lange, aber AB ist nix für mich. Für dieses Jahr ist mir das aber zuviel und auch vom Zeitrahmen eher knapp, wenn denn doch mal was dazwischen kommt.
Deswegen kommt die Transalp in meinen Scudo (den ich noch aus der Offroadzeit zum Motorradtransport habe). Die Anreise findet in zwei Etappen statt: Bonn – Bayreuth 450 km über Autobahn, Motorrad ausladen und 250 km nach Prag über schöne Strassen. In Bayreuth kann man außerhalb der Festspielsaison kostenlos auf den Parkplätzen des Festspielhauses dauerparken – eine schöne Lösung für mich.

Der Autoreisezug kostet hin und zurück 114 €. Man muß halt seine eigenen Spanngurte mitbringen und selbst verzurren. Speisewagen gibt es auch nicht. Wenn man diese beiden Dinge vorher weiß, kann man sich entsprechend vorbereiten.

Tag 1+2: Anreise + Sapanta

Die ersten beiden Tage waren schon anstrengend mit dem ganzen Regen. Die ersten 450 km zum Glück mit dem Auto – aber von Bayreuth aus ging es ja weiter mit dem Motorrad. Da hat es erst 70 km vor Prag aufgehört zu schiffen. Und es kam richtig was runter 😯

Zwischendurch ein Lichtblick und dann blieb es in Prag beim Autozug zum Glück auch trocken:

Das Abteil hatte ich dieses Jahr nicht für mich alleine, aber dafür einen netten englischsprachigen Slowaken als Abteilnachbar. War sehr unterhaltsam, weil der auch schon einige Länder bereist hatte und gar nicht so sehr verstehen konnte, was ich denn immer am Osten finde 😉

Von Kosice aus ging es erstmal Richtung Osten, dann über die offene Grenze nach Ungarn. Zu Ungarn ist nur zu sagen: Viel grün, viel flach und viel geradeaus. Scheint wohl egal zu sein, aus welcher Himmelsrichtung man kommt. Aber dafür war es trocken und warm – bis kurz vor Satu Mare. Am Grenzübergang bin ich im Regen kurzerhand ganz nach vorne gefahren, habe ich mit einem „multumesc“ nett bedankt, und mußte nicht mal den Helm ausziehen. Pass vorzeigen, ein Blick aufs Nummerschild und das wars. Danke dafür!

In Satu Mare das totale Verkehrschaos, Regen, teils Kopfsteinpflaster – aber ich brauchte ja rumänische Lei. Ging auch problemlos mit der Visakarte. Hätte ich nicht die Pension in Sapanta (sprich: Sapünta) vorgebucht, hätte ich wahrscheinlich dort Feierabend gemacht. Aber so – volltanken und weiter. Und es hat sich gelohnt, in die Berge zu fahren! Schöne Serpentinenstrecke, trotz Nässe meinen Spass gehabt!

 

Die Verkehrsteilnehmer legen ein eher unhomogenes Verhalten im Strassenverkehr an den Tag. Es wird teils geschlichen, dass man in den Lenker beissen könnte, oder die braten mit 80 km/h durch die Ortschaften. Die Kanditaten lasse ich aber aber möglichst rasch vorbei.

Tagesziel war der „Fröhliche Friedhof“ von Sapanta und die direkt gegenüber gelegene Pensionea Ileana. Die Grabmale zeigen jeweils zwei Seiten des Verstorbenen – eine gute und, nunja auch die andere.

Tag 3: Prislop-Pass Richtung Bicaz

Da in Sapanta des Morgens kräftiger Regen runterkam, habe ich mich mit den beiden netten Deutschen, mit denen ich bereits den Abend zuvor verbringen durfte, beim Frühstück festgequatscht. Die wollten ob des Wetter auch irgendwie nicht so wirklich los (trotz Mietwagen).

Aber es nützt ja nix, also so um 10 Uhr in die Regenkombi und los. Eigentlich geplant war ne 300 km Tagestour über den Prislop Pass runter nach Bicasz. Die angedachte Besichtigung einer Holzkirche fiel ins Wasser. Die ganze An- und Auszieherei der Regensachen unterwegs ist einfach lästiger als einfach im Regen durchfahren. Wenn ich da mal dran bin, ist mir das Wetter fast egal.

Aber ab dem Prislop-Pass blieb es denn doch für eine geraume Weile trocken!

Die Strassen in der Maramures und vor allem der Prislop-Pass sind aber ein Thema für sich. Selbst mit dem Enduro-Fahrwerk der Transalp bin den ganzen Tag unentwegt durchgeschüttelt worden. Für reine Strassenmotorräder dürfte das eher weniger was sein. Beim Prislop-Pass sowie dessen Zu- und Abfahrt war über gut 30 km Schlagloch-Rallye angesagt.

Verkehrstechnisch bewährt sich die bereits in CZ angeeignete Gelassenheit, zumal hier in den Ortschaften nochmals schneller gefahren wird. Sehe ich da einen angeflogen kommen: Blinker rechts, vorbeiwinken und gut ist. Vom Gas gehen braucht man nicht.


Irgendwann war es dann 16 Uhr und das angepeilte Tagesziel http://bicazlac.ro wäre laut Garmin erst in 2h zu erreichen gewesen. Dann fing es auch mal wieder an zu schiffen und die Strasse wurde mal wieder schlecht. Tiefpunkt. Also ran an die nächste Pension und eingecheckt. Soweit so gut, aber die Chefin, die eine Stunde später eintraf, eröffnete mir dann, dass es weder Abendessen noch Frühstück gäbe 🙁 Fußläufig auch nix zu erreichen. Da stand ich dann erst mal ziemlich belämmert in der Gegend rum – aber ok, mein Problem, schließlich spreche ich kein Rumänisch und konnte deswegen auch bei Ankunft nicht entsprechend nachfragen. Mittlerweile war es schon 17 Uhr und ich habe mich denn doch noch für eine erneute Quartiersuche entschieden. Also wieder alles zusammenpacken, 20 Ron Lehrgeld bezahlt und tschüss. Das alles irgendwo in der Gegend von Vatra Dornei.

Aber dann der Volltreffer: Gut 2 km zurück eine Pension etwas abseits mit Restaurant und deutschsprachiger Chefin gefunden. Superlecker traditionell gegessen. Und dann kam auch noch die warme Abendsonne raus – alles wird gut, alles richtig gemacht!

Tag 4: Bicaz-Schlucht und verfahren

Heute war der Hammer: Sonne pur, warm und wie ich anhand meines aufgezeichneten Tracks feststellen durfte: 400 km Kurven ohne Ende. Hab´ mich heute wirklich dumm und dusselig gefahren – ein echter Befreiungsschlag nach dem schlechten Wetter.

Da ich die Tagestour nicht bis zum eigentlichen Ziel, der Prejmer Kirchenburg durchgeplant hatte, sondern vorher nach einem Quartier suchen wollte, kam es wie es kommen mußte: Falsch abgebogen, mitten in der Pampa gelandet mit 50 extra-km und nicht mehr gewußt wo ich war. Egal. Hauptsache viel Spass gehabt und wieder ne nette Pension gefunden. Allerdings Restaurant heute geschlossen wegen Geburtstagsfeier, aber Frühstück gibt es. Habe dann im Ort in einem kleinen Restaurant gegrillte Hühnerbrust mit Fritten, Salat und nem Bier eingenommen: 20 RON = 4,50 € 😎

Lacul Bicaz:

Hier wollte ich eigentlich gestern übernachten – aber gut, dass ich die Tour abgebrochen hatte. Ich hätte die Strecke gestern nicht mehr genießen können:

Bicaz Schlucht:

Eine erste Kirchenburg:

Mittlerweile bin ich übrigens voll drin im rumänischen Verkehrsgebaren: Ortschaften fahre ich jetzt auch mit Tempo 70, sonst hält man ja alles auf 😉 Bemerkenswert ist aber, dass die Rumänen von selbst aus dort innerorts langsamer machen, wo es drauf ankommt: Markt, Schule etc. Tempo 30 Schilder braucht es da nicht. Hier zum Beispiel, so sieht das alle paar Dörfer aus:

Auch wenn die Häuser näher an die Strasse rücken, mache ich natürlich langsamer. Aber es gibt hier halt ewig lange Ortschaften mit weit zurückliegenden Höfen, da ist das mit 50 echt Blödsinn.

Zur Prejmer Kirchenburg geht es dann halt morgen mit einigen extra-Km mit vielen vielen Kurven, wie ich auf der Karte sehen durfte.

Tag 5: Prejmer Kirchenburg

Heute ist Schontag. Einmal weil ich die gestrigen 400 km merke und dann noch das ungute Bett der Pension letzte Nacht. Zum Glück war ich so schlau und habe gestern über booking.com noch die Pensionea Oficial (fußläufig zur Kirchenburg) vorgebucht. So konnte ich gemütlich 160 km herbummeln, einkaufen (Mittagsimbiss aus dem Tankrucksack), die Kirchenburg besichtigen und es mir jetzt mit einer hausgemachten Lemonada auf der Terasse der Pension gutgehen lassen. Wetter ist Bombe – richtig warm und es soll die nächsten Tage über 30 Grad gehen.  Morgen werde ich die Transfagarasan probieren – ein Moppedfahrer unterwegs meinte, es wäre offen…

Bei Angriffen konnte das komplette Dorfleben in die Kirchenburg verlagert werden – samt Gewerken und Schule.

Tag 6: Transfagarasan

Was für ein Tag heute mit 345 km – aber das Wichtigste zuerst: Die Transfagarasan ist offen! Auch wenn von Curtea de Argeș kommend das Schild noch auf „geschlossen“ steht. Ein paar Briten wußten offenkundig Bescheid und ich habe mich dann auf sie verlassen.

Aber zuerst mußte ich ja erst mal durch Brasov. Was für ein Verkehr und was für ein Chaos. Und dann war auch noch die Zufahrt zur Poiana Brasov großräumig von der Polizei abgeriegelt – keine Ahnung was da los war 🙁 Nach einigem Rumgeirre bin ich dann über die DN73 weiter.

Aber zurück zur Transfagarasan: Ab dem Stausee bis hoch zum Tunnel war kaum Verkehr, Strasse top bis auf wenige kurze Abschnitte, also Feuer frei :mrgreen: Das waren 50 km Vollgas, was die gute Transalp halt so hergab 😎 So was Tolles habe ich lange nicht mehr unter die Reifen genommen – eine Kurve nach der anderen, geil! Der Mitas E07 hat heute seinen Angstrand eingebüßt!

Hinter der Passhöhe runter Richtung Sibiu wurde es dann aber fies – ich nenne es mal heftige „Fallwinde“, die vom Berg kamen und einen in den Serpentinen wegdrücken wollten. War nicht ganz ohne und die Gangart wurde ruhiger.
Apropos Sibiu: Eigentlich war ich ja voll im Plan um am frühen Nachmittag in Sibiu einzutreffen. So hatte ich es angedacht und es war ja auch erst 14 Uhr. Aber irgendwie reichte es mir noch vom Chaos in Brasov und ich hatte auch keinen Bock auf Menschengedränge. Diese Stimmung kenne ich zu gut von mir… Also beschlossen Sibiu für heute zu canceln und sich schonmal Richtung Transalpina zu schlagen. Brezoi sollte machbar sein, also Navi umprogrammiert und los. Ich bemerke da übrigens eine positive Veränderung bei mir – das mit dem Nicht-Vorbuchen fängt an mir zu gefallen und ermöglicht mehr Spontanität. Eine Unterkunft findet sich hier bislang wirklich immer.

In der Ebene Richtung Sibiu wurde es dann mit dem Wind aber immer schlimmer und es war tierisch schwül. Ich bin geradeaus leicht in Schräglage gefahren, so schlimm war das. Nicht mal in den Ortschaften konnte ich das Visier aufmachen, so stark blies es mir in den Helm. Und das bei gut 35 Grad! Wenn nicht bereits vorher die Entscheidung gegen Sibiu gefallen wäre – hier hätte ich sie auf jedenfall getroffen.

Der Weg nach Bezoi bedeutete aber auch DN7. Ich hatte ja gelesen, dass sie „stark befahren“ sei. Aber was hier abgeht, hat meine Vorstellungskraft doch übertroffen (zumindest was Rumänien angeht). Ein LKW nach dem anderen auf beiden Spuren: Die rollenden Läger überrollen Rumänien, mehr fällt mir dazu echt nicht ein. Ich hatte irgendwann nur vor Augen, es bis nach Brezoi zu schaffen, und dort dann mal zu schauen, wie es weitergeht. Auf der DN7 auf jedenfall nicht – aber von Brezoi geht es ja auch in Berge um in der Mitte der Transalpina zu landen!
Also erst mal kurz in diese Richtung gefahren, von MDMOT gab es eine Pensionsempfehlung in 34 km Entfernung. Kurzer Blick auf den Tageskilometer – Mist, nur noch 100 km Sprit im Tank. Überlegt, umgedreht und zur Tanke in Brezoi zurück. Auf die Uhr geschaut – 17.15 Uhr. Macht das jetzt echt noch Sinn?

Direkt neben der Tanke am Motel Lotru angefragt – 80 RON / Nacht, Frühstück extra. Restaurant offen, Zimmer rückseitig frei, Chefin kann Englisch. Bingoooo!

Jetzt sitze ich hier nach einem leckeren Essen auf der Terasse und neben mir rauscht ein Auto und ein LKW nach dem anderen vorbei. Zuhause würde mich so was wahnsinnig machen – aber hier? Wahrscheinlich bin ich zum einen nur froh, diesem Verkehr für heute entronnen zu sein und der andere Grund heißt schlicht und ergreifend: Urlaub. Es ist schön an sich zu bemerken, dass vieles von einem abfällt und man relaxter wird.

Ob die Planung nun mit oder ohne Sibiu weitergeht – ich weiß es nicht. Ist mir für heute und morgen auch egal. Die Transalpina ruft und es sollen auch Gewitter kommen. Da muß ich dann eh schauen was wird und mich nach den Gegebenheiten richten.

Tag 7: Transalpina

Bin um 8.30 von Brezoi aus losgefahren Richtung Orbasia Lotrului am Lacul Vidra vorbei:

Dann links auf die Transalpina bis Ende unten an der Tanke und wieder zurück. Welche Richtung ich jetzt schöner finde? Ist beides toll und nochmal eine Steigerung zur Transfagarasan. Um 12 Uhr war ich dann wieder in Orbasia Lotrului an der Hauptkreuzung mit den Freßbuden und Pensionen.

Alles top ausgebaut und wahrscheinlich wegen Samstag ohne LKW´s. Wobei einige Kehren so eng sind und schräg hängen, dass ich mir kaum vorstellen kann, wie das mit Schwerlastverkehr hinhauen soll.

Jetzt war es aber erst Mittag – wie also weiter? Sibiu steht ja eigentlich noch aus…
Also ab auf die „verlängerte Transalpina“ Richtung Rășinari und dann rechts ab auf die DJ106E:

Gut, da stand ich also an der Tanke 20 km vor Sibiu ohne Quartier. Handy raus, booking.com gestartet. Ups – 98% ausgebucht… Während dem Durchgucken wurden mir 2 mögliche Quartiere vor der Nase weggebucht. Hmmpf. Aber dann doch wirklich Glück gehabt: Das Gästehaus „Goldsmith“ hatte sich soeben für booking.com freigeschaltet und tauchte frisch in einer neu gestarteten Suche von mir auf. Also fix zugeschlagen, zumal es von dort aus nur 2 Minuten zufuß zur Piata Mica sind.

Bin mich grade am Anziehen, bimmelt mein Handy: Auf englisch, wann ich denn käme. Sehr nett und auskunftsfreudig. Habe direkt gefragt, wohin denn mit meiner Transalp – kein Problem, kann in den Hof. Alles tutti, bin dann die 20 km über die AB nach Sibiu gedüst und hatte keinerlei Verkehrschaos bei der Anfahrt.

Kostet zwar 45 € die Nacht ohne Frühstück, aber für die Lage zahlt man halt. Zudem das Zimmer top ist! Und ein mic dejun gibt es fußläufig in jedem Laden.

Tag 8: Sibiu

Ich hatte 1,5 sehr schöne Tage in Sibiu, habe den Flair, den Stil und überhaupt die ganze Atmosphäre genossen. Ließ mich durch die schöne Altstadt treiben, war lecker essen, hatte ein Eis zwischendurch und war sogar im Brukenthalmuseum.

Tag 9 + 10: Cluj Napoca

Montag ging es dann nach Cluj Napoca (Klausenburg). Sind von Sibiu eigentlich nur 150 km, wurden bei mir aber 300. Hierfür hatte ich ein paar Tips vom http://carpathian2wheelsguide.com hergenommen. Das waren schöne kurvige Strecken durch schattenspendende Schluchten. Ja – hier geht es bei prallem Sonnenschein immer locker über 30 Grad!

Mini-Höhle am Wegesrand:

Cluj Napoca:

Was so den ersten Eindruck von Cluj Napoca angeht, bin ich ehrlich gesagt nicht so begeistert. Es fehlt einfach der gute Stil, den z.B. Sibiu hat. Man möchte wohl unbedingt „hip“ sein. Beispiele: In der Fußgängerzone kriegt man fast nur Spare Ribs und Burger. Das viele mit dem teuren Mountain Bike hier durchmüssen, muß wohl sein. Man hat ja schließlich eins. Skatepark und Fußballstadion mit dem üblichen Rummel drumrum gibt es auch. Richtig schön ist aber der Stadtpark, wo sich Jung und Alt trifft – nur der künstliche See mit dem Tretbootverleih, mußte das sein?
Aber das ist wohl die Reiserichtung, die die EU und ihre westlichen Trends vorgeben. Irgendwie fühle ich mich fremd hier. Bin ich ja auch – aber Ihr wißt schon wie ich das meine.

Am Dienstag wieder eine Tour vom Carpathian2wheelsguide – die ich aber unterwegs gekürzt habe, weil es mir nicht schnell genug in die Berge ging. Was dann kam, war aber toll und absolut sehenswert. Strassen von flammneu bis aufgebrochen mit Schotter oder Lehmabschnitten.Und ja, hier ist auch der Apuseni-Nationalpark – die Durchfahrtsverbote sollte man tunlichst respektieren.

So – und jetzt kommt der Grund, warum ich überhaupt nach Cluj Napoca bin: Ein Hauptständer von Heavy Duties!
Ich hatte schon vor nem knappen Monat angefragt, ob sie denn einen Hauptständer da hätten und ob sie mir den auch montieren würden. Kein Problem hieß es, es folgten die genaue Adresse und sogar eine kml-Datei für Google Earth, damit man auch genau sieht, in welcher Halle von diesem Komplex man sie findet. Alex selbst ist ein wirklich gewissenhafter, netter und hilfsbereiter Mensch. Durfte mir noch deren Fertigung ansehen, habe quasi eine kleine „Führung“ bekommen. Die bauen sich da seit 5 Jahren alles Stück für Stück selbst auf um weiterzukommen. Gefällt mir!

Tag 11 + 12: Muntii Apuseni

Heute wieder 300 km. Ab Cluj Napoca den Apuseni Nationalpark südlich umrundet, in Seitentäler reingefahren, nen Wasserfall besucht, ne Höhle besichtigt (Bilder sind nix geworden) und die einmalige Natur genossen. Die DN75 ist zudem ne echte Empfehlung für Kurvensüchtige.

Insgesamt bin ich jetzt schon wieder relativ weit im Westen. Westen? Mist da war doch was…
Auf einmal aber zum Glück nur ganz kurz war der schmerzhafte Gedanke da, das nächsten Samstag mein Rumänien-Urlaub leider leider zu Ende geht. Ich könnt´ ja glatt noch ne Woche dranhängen…

In Beius habe ich dann für heute Feierabend gemacht – die letzten 20 km haben mich geplättet. Baustellen mit Ampeln, ewig warten bei 30 Grad und es hatte wohl kurz vorher hier geregnet. Sauna pur. Habe dann auch sofort den Wurfanker geworfen, als rechts ein Motel auftauchte. Mit Schwimmbad davor und unterhaltsamer Musik für das reichlich anwesende Jungvolk :mrgreen: Egal, das letzte freie Zimmer genommen, Mopped durfte ich in die Anlage fahren. Alles glotzte mich an wie vom Mond – so kam ich mir aber auch ob den durch den Baustellenschlamm total verdreckten Stiefeln vor. In D hätten die mich rausgeworfen, hier egal.

Nach zwei Bier in der Sonne war ich entspannt genug für den Reisebericht, danach gab es lecker Essen!

Am nächsten Tag waren es nur nur 177 km. Gründe: Tiefenentspannt mit viel viel Zeit und wenig Tempo über die Dörfer und zum anderen eine sog. „Soft Enduro Route“ von Carpatian2wheelsguide. Ich bin ja eigentlich nicht mehr auf der Suche nach Schotterpisten und dergleichen, es sei denn, sie sind nicht zu vermeiden oder Sehenswürdigkeiten sind nicht anders zu erreichen. Habe 10 Jahre offroad-only hinter mir, da reizt mich so ein Waldweg einfach nicht mehr.

Also auf zur ersten Höhle, Zufahrt bis es über Treppen hochgeht, via kurzer Schotterpiste. Leider nur am Wochenende Führungen, also mit der Eingangshalle begnügt.

Aber Freunde des Schotters, der Schlaglöcher, zerworfenen Teers und der Waldwege: Wenn Ihr was erleben und sehen wollt, dann nehmt die Dj764a zwischen Staha de Vale und dem Lacul Lesu (Richtung Remeti).

Es geht über etliche Km einspurig durch eine enge Schlucht samt Wasserfällen, die sogar über Gitterrosttreppen erreichbar sind!

Danach bin ich hoch zum Dragan Stausee, einem der höchsten Staudämme in Rumänien. Mache Foto, will gerade den Motor starten, kommen 3 Typen auf mich zu. Einer mit Kamera???

Sie wären vom rumänischen Fernsehen, hätten mein deutsches Kennzeichen gesehen, ob ich englisch spräche und ob sie mich interviewen dürften. Ginge um eben solche Bauprojekte wie hier. Puuh – wir standen zwar in der prallen Sonne, aber das fand ich jetzt interessant.
Was sich bei uns in D Natura 2000 nennt, kommt auch so langsam in RO zum Tragen. Es werden Schutzgebiete ausgewiesen – aber es würden ja auch kleinere Flüsse aufgestaut. Wie sich das verträge und wie ich das beurteile und wie das denn in D sei. Holla – und das mit meinem Schulenglisch. Wie kamen dann vom „Hölzchen zum Stöckchen“ zu illegalen Bauvorhaben und ihnen war eine staatliche Struktur mit Kontrollinstitutionen wie bei uns eher unbekannt. Da existiert in RO wohl noch ziemlicher Wildwuchs… Irgendwann waren wir dann durch, wir schüttelten uns die Hände und verabschieden uns. Und sowas mitten in RO in der Pampa!

Danach kurzes Mittagsmahl aus dem Tankrucksack und die geplante Route verlassen, da dort schwarze Wolken aufzogen. Runter auf die DN1 durch ein Seitental, 12 km LKW-Terror genossen und wieder ab links in die Berge zur nächsten Höhle. Das war auch der Knaller. Erst offroad verfahren und dann bei 35 Grad vollkommen fertig in der Hoffnung auf ein bisschen Kühle angekommen.

Die Hüterin der Kasse wies mich darauf hin, dass eine Führung erst ab 5 Personen in Frage käme. Offensichtlich sah ich aber so fertig, verschwitzt und wohl auch etwas enttäuscht aus, dass sie mir kurzerhand die Taschenlampe in die Hand drückte: „10 minutes – it´s free for you!“
Also ab über die schwankende Hängebrücke und endlich Kühle!!! Die 10 Minuten haben auch gereicht, es ging nicht sonderlich tief in den Berg. Toll – einfach toll, vor allem die unkomplizierte Lösung!

Danach bin ich zwei Kilometer retour zu einer Pension, die mir im Vorüberfahren wegen der Enduro auf dem Aushängeschild aufgefallen war: http://www.casabucatarului.ro – das muß ja gut sein! 130 RON die Nacht mit Frühstück, endlich mal ein kühles Zimmer nach 3 Nächten in heißen Pensionen, top Essen, top Umgebung und ruhig ist es hier!

Was anderes ist mir unterwegs aufgefallen – das hier werde ich vermissen – die nicht enden wollenden Hügelketten, die im Dunst verschwinden:

Ja – das war heute durchaus einer dieser gewissen Tage, die einem im Gedächtnis bleiben!

Tag 13 + 14: Zurück nach Kosice

Heute habe ich die gestern abgebrochene Strecke zu Ende gebracht und bin noch ein gutes Stück Schotter Richtung Alesd gefahren:

Ab Alesd dann fahrerisches Kontrastprogramm und auf die DN1H Richtung Nusfalau. Tiptop ausgebaute Bergstrecke, kinderpopoebener Asphalt. Die Box funkte mich an: „Qualifying, Hammertime!“ Hab´die Alp fliegen lassen wie bescheuert – an Tempo 50 hält sich eh keiner. Und das über 25 km, super! Irgendwo dann auf ne kleine Strasse abgebogen und Schatten gesucht. Es ging auf Mittag zu und es war wieder brülleheiß.

Jetzt mußte ich mir mal Gedanken machen, wie es weitergehen soll. Schließlich ist heute letzter Fahrtag 😥 in Rumänien für mich. Den Puffertag, den ich vor mir hergeschoben habe – für den bin ich bei den aktuellen Temperaturen sehr sehr dankbar! So kann ich um 15 Uhr Feierabend machen und mir ein kühles Quartier suchen. Muß nicht den ganzen Tag durchfahren und kilometerfressen. Genügend Trinkpausen sind bei 35 Grad auch nötig.

Also auf booking.com geschaut wie es in Marghita und Tasnad ausschaut. Das läge auf meiner Route, da ich hinter Carei über die Grenze nach Ungarn will. Alles ausgebucht bis auf so ne Nobelhütte. Egal, ich fahre jetzt einfach mal dahin und dann schau´n wir mal.
Marghita ist ein häßliches Drecksnest, also weiter. Tasnad hatte am Ortseingang so nen Komplex mit mehreren Motels, Restaurants und nem großen Schwimmbad dabei. Da bin ich dann untergekommen und war heilfroh, endlich aus den Moppedklamotten rauszukommen!

Zu sehen gibt es hier nix, Tasnad selbst hat im „Centre“ auch eher wenig zu bieten. Also bleibe ich hier und betreibe Sozialstudien bei den anwesenden Touristen. Mein Motel ist gut, aber ein weiterer Investor hatte wohl nicht so viel Glück:

Zumindest für den Sommer ist der Betrieb gerettet: Im offenen Erdgeschoß des Rohbaus wurden einfach Bambusstäbe um die nackten Betonpfeiler gewickelt, Gardinen mit Montageband an die Decke zur Verkleidung, ne Bar, Tische sowie Stühle rein und Essen kommt vom Schnellrestaurant gegenüber. Geht doch – nur nicht aufgeben 😀 Ob der Kasten jemals fertiggebaut wird?

Morgen habe ich dann ~200 km zur vorgebuchten Pension in Kosice und Sonntag früh kommt die Transalp dann auf den Autoreisezug. Diesesmal fahre ich tagsüber zurück nach Prag um auch mal was von der Landschaft während der Zugfahrt mitzukriegen. Des Abends komme ich an und bleibe dann dort noch 2 Nächte. Hotel ist bereits vorgebucht. So habe ich noch einen Tag Sightseeing für diese sehenswerte Stadt – und fahre nicht immer nur durch um mein Mopped auf den Reisezug zu stellen.

Ende Rumänien 2016