Für dieses Jahr hatte ich mir die “Standards” im italienisch-französischen Grenzgebiet vorgenommen. Vorbereitung mittels Denzel, Enduro-Atlas und Berichten aus dem Internet. Kartenmaterial: Die gelben 1:200.000 von Michelin. Da ich die Schotterpisten aus Sicherheitsgründen nicht alleine fahren wollte, suchte ich mir über das Internet einen Mitstreiter: Bernd mit seiner GS Basic.

Wir nahmen uns 3 Wochen Zeit, in denen wir nichts Anderes tun wollten, als Motorrad-Fahren – ein Traum! Insgesamt haben wir in den 3 Wochen 6.000 km zurückgelegt.

Dieses Jahr waren auch mein GPS12 und mein Laptop zum ersten Mal dabei. So konnte ich unterwegs Waypoints und Tracks sammeln, sowie Routen vorplanen. Auf 1.000 km Anfahrt habe ich nur zweimal die Karte aufgeschlagen 😉

Anfahrt

Erstens kommt es anders und …
Jedenfalls fing dieser Urlaub nicht so an, wie wir uns das vorgestellt hatten. Nachdem wir einen ersten verheissungsvollen Blick auf die verschneiten Dreitausender werfen durften, passierte es: Bernd legt sich in in einer S-Kurve hin. Dank im Judo geübter Rolle vorwärts passiert ihm nichts, doch die Kuh sieht übel aus. Zudem ist die Bremsleitung am Zylinder abgebrochen. Also mit Hinterradbremse den Pass herunter und mittels ADAC eine BMW-Werkstatt ausfindig gemacht und dann ein Hotel in der Nähe aufgesucht.

Das benötigte Ersatztal ist leider nicht vorort – ein Tag Pause ist angesagt.
Ich mache eine kleine Strasse in die Berge rauf auf 2000m Höhe zu einem See ausfindig. Bernd wird hinten auf die Baghi gepackt und mit Essensproviant geht es dann ein geniales kleines Serpentinensträsschen hinauf. Die Umgebung wird immer rauher, der Weg ist richtig in den Fels getrieben.
Oben angelangt, erwartet uns ein herrlicher See – Mittagspause!

 

Am nächsten Tag ist die Kuh “ready for race” – weiter geht es über den Col du Galibrier zu unserer ersten geplanten Unterkunft: Der Jugendherberge in La Foux d´Allos. In der Jugendherberge sind wir die einzigsten Gäste, was erstmal Einkaufen heißt – für zwei Leute macht die Küche halt nicht auf.

Haute Provence

Unser “Hauspass” Col d´Allos, den wir fast jeden Tag queren. Immer ein bisschen schneller… 30 Min. Spass pur!Jetzt wollen wir aber endlich Schotter unter die Stollen kriegen – auf zum Col de Parpaillon. Von St. Anne aus geht es zunächst geteert, dann geschottert den Berg hinauf.
Ein Schneefeld wird umfahren, doch wenige Meter weiter ist endgültig Schluss: Grosse Schneebrocken versperren den Weg. Die nachrückenden Mountainbiker tragen ihre Fahrräder auf schmalen Pfad vorbei – wir kehren um und probieren es von der anderen Seite aus. Hier ist richtig Betrieb: Etliche Jeeps kriechen den Berg hoch, machen unseren Enduros aber brav Platz. Irgendwann ist aber auch hier Schluss – Schneefelder. Wir begegnen den Mountainbikern vom Vormittag: Sie haben ihre Räder hundertemeterweise durch Schneefelder getragen. Im Tunnel hätte das Eiswasser wadenhoch gestanden.

 

Über den Col du Champs geht es in ein Seitental – nach geteerten schnellen Serpentinen queren wir in eine staubige Mondlandschaft. Danach führt ein einspuriger Schotterweg in eine einsame Berglandschaft. Nach einer guten 3/4 Stunde erreichen wir eine kleine Ansiedlung. Weiter geht es leider nicht, wie uns die Einheimischen am labenden Dorfbrunnen versichern – vielleicht mit einem Trialmotorrad?

Ligurische Grenzkammstrasse

liguria-1036x345

 

imm029-438x640 imm028-438x640Zur Ligurischen Grenzkammstrasse waren es 150 km Anfahrt, sodass wir gegen Mittag den Einstieg nehmen konnten. Grob geschottert und nur im Stehen ging es die ersten Kilometer mit wachsamen Augen voran. Irgendwann wechselte die Piste in einen recht harmlosen Waldweg über. Am Tanarello verloren wir irgendwie die Piste und fuhren erstmal runter nach Italien einen Happen essen. Wir beschlossen, die Ligurische nicht zu Ende, sondern nach La Brigue rüber zu fahren. Gegen 18 Uhr kamen wir in La Brigue an. Heimfahren wollten wir nicht mehr, so suchten wir uns eine Unterkunft in Tenda und übernachteten im Gite de Etape (TIP!) Am nächsten Morgen ging es dann die alte Passtrasse zum Colle di Tenda hinauf. 48 zum Großteil geschotterte Kehren mit schönen Anliegern, so richtig schön zum Gasstehenlassen! Oben angekommen, bewunderten wir erst mal ausgiebig die atemberaubende Trassenführung. Empfehlen möchte ich die Ligurische eigentlich nur Leuten mit einer gewissen Enduroerfahrung. Mit einer schweren Reiseenduro und Strassenreifen kommt man mit Sicherheit an die Grenze des Machbaren.

 

 

Grand Canyon du Verdon

Ein Tag Grand Tourisme für den Grand Canyon Du Verdon. In der Vorsaison ist der Verkehr erträglich, wobei wir sowieso nicht richtig zum Fahren gekommen sind – zu sehr hat uns die faszinierende Landschaft gefangen genommen. Immer wieder anhalten, Eindrücke aufsaugen und fotografieren war angesagt. Alle Fotos (bis auf das erste, das war auf der Hinfahrt) wurden auf der Route Du Cretes geschossen. Die komplette Runde haben wir nicht mehr geschafft, da es gegen Mittag zuzog und zu regnen anfing. Passenderweise befanden wir uns da genau gegenüber einer Pizzeria ;-)) Wohlgesonnen, wie uns das Wetter war, hörte es nach dem Essen auf, und wir suchten uns einen Weg über kleine Nebenstrassen zurück zur Jugendherberge.

Asietta

 Die Asietta ist eine herrliche, großteils einfach zu fahrende Schotterpiste zwischen Susa und Sestriere. Es bieten sich etliche geniale Ausblicke. Leider ist der bei uns im Jahre 2001 noch geschotterte Einstieg ab dem Colle del Finestre mittlerweile geteert.

Die Herren der italienischen Endurofraktion haben uns insgesamt dreimal hergebrannt – sie nahmen immer wieder diverse Seitenwege der Asietta unter ihre Stollen. Nicht alle dieser Seitenwege sind immer legal… In der Haupsaison wird hier stärker kontrolliert. Uns ist im ganzen Urlaub kein Offizieller begegnet.

Jafferau

Ein weiteres Highlight war der Jafferau. Ich bin zweimal bis zur Schneegrenze hochgefahren – einmal bei strahlendem Sonnenschein, einmal bei tiefhängenden Wolken im Nebel.

Ausblick vom Fort Bramand. Von einer italienischen Familie, die hier campend ihr Wochende verbrachte, sind wir prompt zu Spaghetti pommodore eingeladen worden – bella italia!

Den ersten Versuch hatten wir am späten Nachmittag am Forte Foens abgebrochen – jetzt wollte ich aber unbedingt noch den Gipfel versuchen. Doch auch hier versperrte mir ein fettes Schneefeld den Weg – was für ein paar Unerschrockene mit Sportenduros hingegen kein Hindernis darstellte.
Rechtes Bild: Urige Stimmung im 800 Meter langen unbeleuchteten Tunnel. In der Mitte steht das Wasser 10 cm hoch. Käme ein Jeep der Enduro entgegen, würde es sehr eng zugehen – einer müsste zurück!

Blick auf den “Totenschädel”. Rechts die Einfahrt in den Tunnel.
Ganz Rechts: Auf der Piste Richtung Salbertrand.

Sommeiler


Stella Alpina 2001 auf der Hochebene des Colle Sommeiler. Bis hierher ist der Weg eher ein Spaziergang. Bedingt durch die an- und abreisenden Motorradfahrer und die ganzen Italiener, die mit allen zur Verfügung stehenden Fahrzeugen den Berg rauffahren, befanden wir uns bis zur Hochebene in einer permanenten Staubwolke.
Etwas weiter oben wurde es dann interessanter. Nach Durchquerung eines kleinen Schneefeldes und einer abgerutschten Stelle ging es durch ein nettes Bachbett gen Wasserfall.
Im weiteren Verlauf ging es dann immer öfter knapp an Schneefeldern vorbei, bis irgendwann Schluss für mich war. Welcome to Alaska… Es führten nur noch kleine Trialspuren irgendwohin – also alleine besser nicht!

Rückfahrt

Abschied von der Jugendherberge –
wir sind morgens um 6 Uhr in Briancon durchgestartet und waren recht früh an der deutschen Grenze.Eigentlich wollte ich ja die 900 km in 2 Tagen fahren, aber ich hatte extrem gutes Sitzfleisch an diesem Tag und bin in einem Rutsch durchgefahren bis Koblenz! Nach 14 Stunden war ich dann auch endlich zuhause.Fazit: Geniales Wetter, geniale Landschaft.
Das nächste Mal später im Jahr um höher als nur 2400 Meter zu kommen, und dann auf jeden Fall ein noch höherer Pisten-Anteil!