Der Jahresurlaub ohne Motorrad? Ja, weil Polen und ja weil Minicamper vorhanden. Ich bin zweimal mit dem Motorrad quer durch Polen bis hoch zur Ostseee gefahren und das ist schlicht und ergreifend fahrtechnisch mehr wie langweilig.
Andererseits hat Polen derart viel zu bieten, dass sich der Minicamper anbot um in Ruhe schöne Orte kennenzulernen. Und halt auch die spontane Seite ausleben zu können, wie sie sonst das Motorradfahren mit sich bringt.
Genauso bin ich nicht festgelegt, ob ich nun „frei“ stehe, auf den Campingplatz gehe oder mir ein Hotel nehme.
Wie so oft hatte ich die erste Woche vorgeplant um reinzufinden. Der Rest danach ergibt sich – Ziele sind genug vorhanden. Reisedauer unbekannt, wenn ich satt bin, fahre ich nach Hause.
Erste Übernachtung auf der Straße irgendwo bei Chemnitz – Empfehlung von Park4Night:
Der zweite Fahrtag hatte als Ziel das Autokemp Adrsbach. Der Campingplatz liegt direkt am Grenzübergang CZ/PL. Übernachtung für eine Person mit MiniVan und Strom 20 €. Bier vom Fass 0,5 = 2 €. Einfach, aber sauber und ruhig und sehr nette Platzbetreiber. Verständigung via Google Translate.
Tag 3 und erstes Highlight: Die Adersbacher Felsenstadt
Es hat echt Mühe und Geduld gekostet, hier keine Menschen mitzufotografieren. Massentourismus pur! Ist aber auch klar bei so einem Naturschauspiel.
Der Rundweg ist ca. 3,5 km und man muss auch so einige steile Treppen hoch und runter.
Danach war klar: Was leckeres zu Essen muss her. Aber nicht in Adersbach. Zu teuer dank Massentourismus. Also hoch zum Kemp, Duschen und rüber nach Polen. War ein bisschen Gurkerei, aber die Google-Rezensionen stimmten: Eine Gaststätte am Sportplatz, Riesen-Portion und super lecker. Wo geht man bitte in D für ein Hauptgericht samt Getränk für 10 € nach Hause???
Zurück auf dem Kemp erst mal das Chaos im Bus sortiert, ein Bier geholt und dann gemütlich mit vollem Bauch hingefläzt ne Runde lesen. Wurde dann als die Sonne (!) wegging, ziemlich kühl und ich habe die Standheizung angemacht. Bin die Nacht sogar wachgeworden, weil mir kalt wurde. Auf Temperaturen von 10 Grad im August war ich nicht eingestellt.
Tag 4: Zamek Książ und weiter nach Wroclaw
Mit der Führung durch die unterirdischen Gänge von Zamek Książ oder zu deutsch Schloß Fürstenstein und dem weitläufigen Rundgang durch das Schloss war ich gut 3 Stunden unterwegs.
Entsprechend satt von all den Eindrücken war ich, als ich dann in Wroclaw aka Breslau im Hotel eingecheckt habe. Mehr wie lecker was Essen und in Ruhe Bilder sortieren wollte ich für diesen Abend nicht mehr.
Da es später regnen sollte, auf Google Maps geschaut, was es so in der Nähe gibt. Meine Wahl fiel auf eine Pierogarnia. Kann man sich vorstellen wie ne eine bessere Döner- oder Pizzabude mit Restaurantcharakter bei uns, aber halt mit der wirklich leckeren polnischen frisch hergestellten Spezialität Pirogie. Also Teigtaschen mit allen nur erdenklichen Füllungen zur Auswahl.
Ergebnis: Wieder für 10 € leckerst samt Pivo gespeist. War aber auch komplett abseits vom Schuss. In der Altstadt in den Touristenrestaurants zahlt man definitiv mehr.
Leider fing es danach früher wie angesagt an zu regnen und ich bin erst mal auf ein Bier in die nächste Kneipe geflüchtet. Gerettet hat mich dann Uber, da ich ja noch keine Sloty hatte und die Zahlung hier bargeldlos erfolgt.
Tag 5 und 6: Wroclaw
Ist das eine schöne Stadt! Der Marktplatz, das Rathaus, die alten Bürgerhäuser, die Kirchen, die Oder mit ihren vielen Brücken. Ich bin den ganzen ersten Vormittag nur rumgeschlendert und habe gestaunt. Das Panoramabild ist von der „Brücke der Büßerinnen“ entstanden, zuvor ging es aber 247 Stufen hoch.
Danach war es gegen 13 Uhr und ich bin in die Markthalle in eine Bar mleczny gegangen. Ist eine urpolnische Einrichtung, quasi ein Schnellrestaurant, in dem Hausmannskost zu günstigen Preisen ausgegeben wird. Für mich gab es einen deftigen Teller Bigos (Sauerkrauteintopf mit verschiedenen Wurst- und Fleischsorten) zu 5 €.
Gegen 15 Uhr – als die Füße brannten – bin ich dann ins Hotel um in den nahegelegen Supermärkten noch kleinere Besorgungen zu erledigen.
Was sich als wirklich hilfreich erwiesen hat, ist das E-Bike. Das Hotel ist doch knapp 3 km von der Altstadt entfernt und mein Auto steht noch etwas weiter weg. Parken in Wroclaw kostet 10 bis 20 Euro für ein Tagesticket, aber in Parkhäusern, in die mein Bus nicht passt. Auf der Straße gibt es Stundentickets. Es lohnt sich also, auf der Karte der kostenpflichtigen Parkzonen nachzuschauen, ab wo es kostenlos wird.
Nachdem ich des Nachmittags keine Lust mehr hatte, mich per pedes zu bewegen, bin ich mit dem E-Bike in die Stadt. Es gibt gute Radwege, Rad-Ampeln und die meisten Autofahrer sind auch wirklich rücksichtsvoll.
Dafür knallen die Essenslieferanten auf ihren E-Bikes wie die gesengte Sau durch die Stadt. 25 km/h? Never… Und Handgas bis Endgeschwindigkeit haben die eh.
Gut – ich also des Abends wieder mit dem Rad in die Stadt in ein Restaurant mit polnischer Küche mit guten Renzensionen. Die Suppe im Brot wollte ich schon lange mal wieder essen. Meine Wahl fiel auf eine ausgezeichnete Gulasch-Suppe.
Mit einsetzender Dämmerung ging es weiter zu einem weiteren sehenswerten Spot: Der Neon Side Galerie. Dort findet man gesammelt alte Leuchtreklamen an dem Ort, wo früher das Unternehmen Reklama eben diese produziert hat.