Die erste wirkliche Motorradreise nach 10 Jahren offroad-only – und dann noch alleine in ein Land wo ich noch nie war. Passt schon!
Anreise und Karlsbad
Im September 2014 ging es los: Hatte eine nette 6-Gebirge-Tour durch CZ im Internet gefunden und GPS-Technisch alles vorgeplant. Die erste Tagesetappe ging über 400 km von Bonn nach Saalfeld in Thüringen. Das Wetter war mir gnädig, erst kurz vor dem Rennweg wo es hoch in den Thüringer Wald ging, wurde es neblig, kühl und feucht. Die vorgebuchte Unterkunft hing mitten in der dicksten Suppe…
Am nächsten Tag dann wieder im Nebel gestartet, aber je weiter es runter- und aus dem Thüringer Wald rausging, desto besser wurde es. Am sog. Thüringer Meer zierte sich die Sonne noch etwas.
Im Tagesziel Karlsbad angekomen gönnte ich mir nach dem Einchecken im Hotel erst mal den Klassiker Gulasch mit Knödeln 😉 und danach ging es auf Stadtrundgang: Karlovy Vary ist schon seeeehr touristisch, aber ich war so tiefentspannt und mich nervte der Trubel rein gar nicht. Trotzdem war ich froh, dass es morgen in die Berge gehen sollte, wo die letzte vorgebuchte Unterkunft nahe Pekelne Doly auf mich wartet.
Tag 3: Pekelné doly
Da ich gestern den halben Tag mit Stadtbummel verbracht hatte, war ich mal so richtig heiß aufs Moppedfahren. So heiß, dass vorm Frühstück das Motorrad fertig bepackt war und ich in Motorradhose und Cross-Stiefeln ans Frühstücksbuffet bin.
Um 9 saß ich auf der Karre und es ging stetig bergauf Richtung Berge – wobei bewaldetes Mittelgebirge die Landschaft am treffendsten beschreibt. Bis um die Mittagszeit war ich im Grenzgebiet D/CZ unterwegs und hatte meinen Spass auf teilweise allerkleinsten Sträßchen.
Ab ca. 1 Uhr riß der Himmel auf, strahlender Sonnenschein und es wurde richtig warm, als ich gegen 15 Uhr an meiner Pension in Kunratice ankam. Erst mal ab unter die Dusche, kurzer Plausch auf Englisch mit dem Sohn des Hauses und wieder rein in die Moppedklamotten. Tanken, zu Penny Proviant für den nächsten Tag holen und dann weiter zu Pekelne Doly, der Motorradhöhle. Die Bilder und Videos, die ich vorher gesehen hatte, hatten mich so angefixt, dass klar war: Da mußt Du hin!
Durch obige Ein- / Ausfahrt an die Theke spaziert und für 5 € incl. Trinkgeld für die hübsche Bedienung ein großes alkoholfreies Bier und ein Riesenschnitzel mit Pommes bekommen! Da es unter der Woche war, hielt sich der Betrieb in Grenzen. Lediglich 10 andere Moppedfahrer verweilten an diesem gastlichen Ort. Man müßte da mal am Wochenende hin, wenn Konzert ist und vielleicht auch die Tanzstange in Betrieb genommen wird ;-)Eine Ehrenrunde durch die Höhle mit der Transalp habe ich mir natürlich nicht nehmen lassen! Man beachte die Mittelstreifen! Zurück an der Pension fing es an zu regnen – darf es ja ruhig, jetzt sitze ich ja im Trockenen! Fazit: 319 Tageskilometer und viel gesehen – das war es, was ich heute brauchte!
Tag 4: Riesengebirge
Heute war es insgesamt doch recht anstrengend. Bin nach einer ruhigen Nacht und gutem Frühstück nach kurzer Moppedwartung um 9.30 Uhr los Richtung Riesengebirge. Dieses habe ich mir dann aber von der polnischen Seite her angesehen (Jelenia Gora). Die Strecke dort ist zum Moppedfahren endgeil, sofern man nicht einen Laster vor sich hat. Ich hatte Glück und konnte den Kurvenrausch auf top ausgebauter Strasse ausleben. Danach ging es wieder über die beliebten kleinen Strässchen Richtung Tschechien zurück.
Ich empfand das kurze Stück durch Polen recht zweischneidig: Auch die kleinen Strassen in recht gutem Zustand, aber die Ortschaften, die Architektur – och nö. Das war irgendwie alles doch recht „sozialistisch“. Apropos Strassen: Vormittags in CZ hatte es leider so einige Baustellen – Beschilderung Fehlanzeige.
Das hat mal richtig Zeit gekostet. Wie auch immer, gegen 14 Uhr war ich wieder in CZ und hatte die Schneekoppe vor mir. Also hoch zur Seilbahn, mal schauen. Ich hätte es wissen müssen – Touri-Auftrieb ohne Ende. Ok, also geordneter Rückzug. Ich hatte jetzt irgendwie Lust auf ein nettes Städtchen und ein gepflegtes Bier im Freien. Trutnov oder auch Trautenau lag in der Nähe. Kurzum: Spart es Euch! Wie ich zu spät im Reiseführer nachgelesen habe, ist es eine ehemalige Arbeiterstadt mit entsprechenden Siedlungen. Ein wenig herausgeputzte Innenstadt, aber alles doch recht öde. Die Sucherei nach einer Unterkunft in der Rush-Hour gab mir dann den Rest. Deswegen ist für morgen wieder vorgebucht – in der Nähe der Prachlover Felsen.
Tag 5: Prachlover Felsen
Heute hat sich irgendwie alles gefügt – absolut perfekter Tag! Um halb Neun Trutnov verlassen und sofort auf kleinsten Nebenstrassen gelandet. Das ging so weiter bis gegen Mittag. Eine einzige kleine Pause gönnte ich mir des Vormittags – ansonsten war ich im Flow. Gegen 12 kam dann etwas Hunger auf – und prompt erschien ein Penny auf der grünen Wiese. Mir unbekannter Käse, Salami, Brötchen und Buttermilch wanderten in den Einkaufskorb. Nun nur noch einen passenden Ort finden – und was sehe ich auf dem Garmin: Einen See. Ab ans Ufer und lecker und ruhig eine Mittagspause eingelegt. Danach brauchte ich noch 2,5 h bis zu meinem vorgebuchten Hotel direkt am Waldrand. Das ist mal echt ne gute Wahl gewesen, da man von dort aus zu Fuß recht flott bei den Prachover Felsen ist:
Gute 2 Stunden war ich zu Fuß unterwegs – tat mal gut nach der ganzen Fahrerei. Zurück im Hotel gab es zur Belohnung dann ein 200g Rumpsteak mit frischer-Pilze-Sauce und Knödeln, 2 großen Bier und einem leckeren Pflaumenschnaps – für 12 €. Der Wahnsinn die Preise hier…
Tag 6: Kutná Hora und Cesky Krumlov
Heute stand die Nord-Süd-Passage nach Český Krumlov an, wo ich die nächsten zwei Tage verbringen wollte. Natürlich hatte ich das Pflichtprogramm Kutna Hora eingebaut. Mann, war in der kleinen Gasse die Hölle los – Touristenbusse ohne Ende. Egal, die Transe direkt vor die Friedhofsmauer gestellt, Helm in die Hand, Gepäck klaut hier keiner und rein in die Kapelle:
Zu diesem Zeitpunkt waren außer mir nur noch 5 Touris in der Kapelle und so konnte man sich in Ruhe alles anschauen und fotografieren. Ein Riesenglück, denn als ich ging, kam mir eine Busladung Japaner entgegen. Da ich mich im Vorfeld über die geschichtlichen Hintergründe bereits informiert hatte, konnte ich das unchristliche Massentreiben beruhigt verlassen und weiterfahren.
Zur Strecke:
– Prachlow / Jicin bis Kutna Hora: Topfeben, langweilig – also Hahn auf
– Kutna Hora bis Tabor über Nebenstrassen: Geil. Hügelig, viele Kurven, teils auch Serpentinen
– Tabor bis Budweis: Gähn, Europastrasse – Hahn auf.
Nachdem ich das freitagnachmittägliche Chaos in Budweis gemeistert hatte – einmal tief durchatmen und über Nebenstrecken nach Krumlov. Wurde in der Pension Belle Vita sehr nett und sogar deutschsprachig empfangen. Danach ging es in die Altstadt:
Tag 7 + 8: Lipno See und Heimreise
Nach dem Frühstück spontan ne Runde mit Basecamp zusammengeklickt und aufs Zumo geladen. Wollte den Lipno-See umrunden, was laut Basecamp auch ging. Auf der Seite zu Austria hin war aber leider bald Schluß – das beliebte Schild mit dem roten Kreis verwehrte die Weiterfahrt. Also weiter mit der Fähre.
Auch die weiterhin geplante Route endete abrupt vor einem „Durchfahrt verboten“ Schild. Also den Zumo eingestellt auf „Kurvenreiche Strecke“ mit Ziel Pension. Vielleicht findet sich ja spontan noch was nettes!
Der Rest ist leider schnell erzählt: Das gestern schon eher mäßige Wetter verschlechterte sich noch mehr und ich bin die 730 km in 13 h von Krumlov aus in Bonn durchgefahren! Die Entscheidung fiel, als ich ich schon kurz nach 12 aus CZ raus und Höhe A6 war. Da es pisste wie aus Strömen und machte es keinen Sinn auf der Landstrasse weiterzufahren. Und das mir – wo ich AB hasse wie die Sau! Also 350 km über die A6 und A3, aber dann rüber nach Bingen auf die B9 und das schöne Rheintal hoch. War zwar etwas weiter wie komplett AB fahren und dauerte auch was länger, aber ich hatte die Schn… voll. Zur Belohnung kam dann sogar die Sonne raus! Des Abends habe ich es mir dann mit den mitgebrachten tschechischen Wurst- und Käsewaren gut gehen lassen!